Urlaub in Wien und Ungarn

Anfang September haben mein Mann und ich per Auto die Reise nach Wien angetreten. Wien hat viel zu bieten und man kann der Stadt mit drei Tagen kaum gerecht werden.
Ich kenne Wien recht gut von Einzel- und Gruppenreisen; mein Mann freute sich darauf, es gezeigt zu bekommen und äußerte entsprechende Wünsche.
So haben wir in der Kärtner Straße gesehen, wie die Einkaufsmeile einer europäischen Großstadt aussehen kann und sie mit Köln verglichen und sind natürlich darauf gekommen, dass die eine Weltstadt und die andere in dieser Beziehung tiefer als Provinz ist.

Auf dem Weg lagen der Stephansdom, das Auktionshaus Dorotheum, die Hofburg und das Café Demel. Besonderes Augenmerk fand das Café Hawelka, wie seine Gründer eine Legende. Leopold Hawelka ist letzten Dezember 100-jährig verstorben. Er wie seine Frau, die 2005 starb und mit der er 70 Jahre verheiratet war, haben mir beide mehrfach Zeit für sehr persönliche Gespräche gewidmet. Sie wussten so Vieles und waren sehr, sehr kluge Menschen, die ich sehr schätzte.
Aber unsere eigentliche Leidenschaft ist die morbide Seite von Wien. So gehörte eine volle Stunde der Besichtigung der Michaeler-Gruft, die ihre Ursprünge ins 16. Jahrhundert zurückführt und gleich an der Hofburg liegt. Die Führung war phantastisch, die Mumien sind immer wieder faszinierend. Natürlich galt auch der Kaisergruft ein Besuch, zumal seit kurzem auch Otto von Habsburg, eine äußerst zwiespältige Persönlichkeit, dort liegt. Wir fanden stets an ihm mehr auszusetzen als es Positives zu lesen gab. Aber glücklicherweise kann man dort auch Kaiserin Sissi und ihren Sohn Rudolf besuchen, das absolute Gegenteil eines Otto von Habsburg, was die Visionen beider angeht.

Ich kenne einige Altwiener Gaststätten, richtige Traditions- und Familienbetriebe, in denen wir sehr schöne Stunden verbrachten. 
Besonders schön war ein entspannter Besuch im Gasthaus Schmid an der Simmeringer Hauptstraße nach einem langen Besuch auf dem Zentralfriedhof. Ziel war Tor 3 mit dem Ehrengrab des kleinen Josef Brock und den mit ihm getöteten Kindern aus dem Spiegelgrund. Ich verweise auf mein Buch „Josef, das vergessene Kind“. Seit Mai sind in der Nähe auch die sterblichen Reste von erwachsenen Opfern beigesetzt, die medizinischen Versuchen zum Opfer gefallen sind.
Die Platte auf dem Ehrengrab der Kinder und der Zustand der in der Nähe befindlichen Gräber der hingerichteten Wiener, die sich den Nazis widersetzten, lässt zu wünschen übrig und wird von mir bei der Stadt Wien beanstandet mit der Bitte, den Missständen abzuhelfen.

Die Prominentengräber der Genies und großen Persönlichkeiten, kurzum eines großen Teils der schöpferischen Intelligenz Europas, sind Pflicht auf dem Zentralfriedhof. Natürlich muss auch die Borromäus-Kirche, das schönste Jugendstil-Bauwerk der Stadt, besichtigt werden.

Hätten Sie gewusst, dass es in Wien täglich 80 Beisetzungen gibt und mehr als 50 % der Trauernden keine konfessionelle, insbesondere keine katholische Beisetzung mehr wünscht?

Wien hat viele Friedhöfe, die allesamt viel erzählen können. Wir entschieden uns noch für den Grinzinger Friedhof, romantisch im Hang gelegen. Dort liegen Peter Alexander (ganz bescheiden), Paula Wessely, Attila Hörbiger, Gustav Mahler, Alma Mahler-Werfel, Ida Krottendorf, Thomas Bernhardt und Bert Fortell.
Der Friedhof wie der Stadtteil sind sehr ansprechend. Auffällig ist, dass Grinzing nicht mehr nur der Weinseligkeit dient, sondern hohes gastronomisches Niveau zurückgewonnen hat.

Höhepunkt eines jeden Wien-Besuches ist das Hundertwasser-Haus und die Philosophie dieses großen, weit und visionär denkenden Architekten und Künstlers. Man trifft stets viele Fans und freut sich, im Café via Leinwand den viel zu früh Verstorbenen zu erleben, wenn er seine Ideen vorträgt.

Auf dem Weg nach Ungarn gehört für mich stets ein Besuch in Rust dazu. Dort am Neusiedler See steht der gesamte Ort unter UNESCO-Schutz, zur Recht! Es war gerade Markt und von den über 30 Storchenpaaren scheinen zwei überwintern zu wollen.

Burgenländer Wein ist übrigens ein Genuss und der von dort ausgehende Glykol-Skandal ist nicht nur vergessen, sondern hat wegen seiner rigorosen Aufarbeitung dem Ort noch mehr Weinfreunde gebracht.
Die Firma Graf aus St. Margarethen, die seit Jahrzehnten Knoblauch zu einem für die Küche tollen Saft in dem großen Stile verarbeitet wie hier die Zuckerfabriken die Rüben, bekam auch einen Besuch und etwas Umsatz.

Die Reise führte ins Heilbad Bük, 40 Minuten von Wien entfernt. Zwei Tage genossen wir das Heilwasser in 19 herrlich gestalteten, meist Außenbecken. Bük versorgt den Touristen vor allem mit kulinarischen Genüssen, preiswerter als am Balaton. Dennoch haben sich auch dort die Zeiten sehr zu Ungunsten der Menschen verändert. Die unverschämte Mehrwertsteuer von 24 % ist ein Indiz für verfehlte Politik.

Am Balaton steuerten wir bewusst die Halbinsel Tihany an, schön wie eh und je -auch bei meinem 25. Besuch! -.
Das Verschwinden des Mittelstandes geht dort langsamer vonstatten.
Tihany war Ausgangspunkt schöne Ausflüge, wie beispielsweise zur Porzellan-Manufactur Herend, zum von der Stiftung Warentest als Nr. 1 in Europa erkorenen Heilbad Hevíz, einem Natursee von unglaublicher Schönheit und zum Höhlensee von Tapolca. Dort fuhren wir unterirdisch Bötchen und sahen uns einen der schönsten Parks Ungarns, den Mühlenpark in der Innenstadt an.
Auch Sombately stand auf dem Programm. Es hat sich schön herausgemacht, die barocke Innenstadt glänzt wieder wie in den 1920 er Jahren. Aber auch dort sind Arbeitslosigkeit und Armut sehr zu spüren.
Ich verweise auf meinen Artikel auf der Homepage unter „ Schlagzeilen“, was die politische und wirtschaftliche Situation der Menschen in Ungarn angeht.

Wir können diesen Reiseverlauf und einen Urlaub bei den liebenswerten Ungarn sehr empfehlen. 

Nachtrag zu „Ungarn im Jahre 2012“ verfasst nach einer Reise in das schöne Land im September 2017

Vieles, das ich vor fünf Jahres verfasst habe, stimmt immer noch. Insbesondere sind die Einkommen der Menschen so gut wie nicht gestiegen. Auffällig ist auch, dass die Schere zwischen reich und arm auch dort immer mehr auseinander geht.

Seit jeher besitzen die Ungarn fast alle Wohneigentum. 91 % sind es derzeit, die keine Miete zahlen müssen. Im Vergleich : Deutschland hat nur knapp 50 % Wohnungs- und Hausbesitzer. Die kommunalen Abgaben für ein durchschnittliches Haus mit einem durchschnittlichen Grundstück (das erheblich größer ist als deutsche Hausgrundstücke) betragen aufs Jahr (!) 25 Euro.

Die Gastronomie hat sich wieder gefangen; in den letzten fünf Jahren haben unzählige Cszardas und Vendöglös (Gaststätten) neu eröffnet. Die Preise staffeln sich nach der Lage der Gasthäuser. Im belebten Westen von Sopron bis zum Balaton und von Heviz bis zur slowenischen Grenze entspricht das Niveau in etwa dem Deutschen. Getränke sind grundsätzlich preiswerter als in Österreich oder Deutschland.

Im ganz ländlichen Ungarn, Richtung rumänische Grenze oder in Puszta-Nähe gibt es so gut wie keinen Tourismus, die Einnahmen der Menschen sind entsprechend geringer. Man überlebt meist mit Hilfe eigenen Gartenbaus oder eigener Landwirtschaft. Davon zeugen auch die vielen Marktstände in den Dörfern vor den Häusern der Menschen. In diesen Landstrichen sind Lebensmittel und Essen extrem günstig. Man bekommt einen Espresso für 80 Cent, einen Aprikosenschnaps für 50 – 90 Cent, ein dreigängiges Essen für rund 14 Euro.

Ungarn hat eingeführt, dass die Menschen freiwillig für einen Euro die Stunde ihre Orte verschönern können.

Fazit: Ungarn ist im ganzen Land wie geleckt! Es ist voller Blumen, voller Dekorationen, es ist einfach schön und Deutschland und Österreich können sich nicht im Entferntesten damit messen.

Die Gräben vor den Häusern wurden jetzt im September gesäubert, damit Hochwasser im Herbst keine Chance hat. Die Tierliebe ist messbar gestiegen.ie ungarischen Menschen wirken gepflegt. Vor allem fällt es angenehm auf, dass es ganz wenig tätowierte Leute gibt. Die Jugend macht einen Eindruck, der so positiv ist, dass auch hier die Länder Österreich und Deutschland nicht mithalten können.

In einer einzigen Sache sind wir mit Orban einig: Als wir in Ungarn waren, am 16.09.17, ist die EU-Verordnung „gegen invasive Pflanzen und Tiere“ in Kraft getreten. Von Ungarn verlangt die EU verrückterweise die Fällung aller Akazien, weil die aus Kanada stammen und andere Bäume „unterdrücken“. Ungarn besitzt hunderttausende dieser Bäume, teils weit über 100 Jahre alt. Der Mai ist in dem Land geprägt vom Weiß der Akazienblüten und vom roten Mohn. Die Puszta ohne Akazien, unvorstellbar. Die Bauern ohne Akazienhonig, unvorstellbar. Die Verordnung setzt den Bienen, den Bauern, der gesamten Natur zu. Hier m u s s Orban sich wehren.

Wir kämpfen gegen die Verordnung, der jetzt in unserer Nähe, in Bad Münstereifel, eine achtköpfige Nutria-Familie zum Opfer fallen soll. Die dunklen Eichhörnchen sollen bejagt und ausgerottet werden, die Waschbären ebenso, manche Insekten und Lurche, viele Bäume und Pflanzen.

Dahinter steht die europäische und besonders die deutsche Jägerlobby. Am Tag nach dem zweifelhaften, dummen und unsinnigen Beschluss verlangten die Deutschen Jäger in ihren Vereinigungen horrende Summen vom Steuerzahler, um die Tötungen auszuführen. Herrschaften, für Euch 0,4 % der Bevölkerung zahlen wir das nicht! Wie viel Flintenweiber werden da wohl wieder unterwegs sein, diesmal ganz primitiv mit gutem Gewissen? Ungarn, wehre Dich beim EUHG für den Schutz Deiner Akazien und Deiner Tiere! Petitionen werden wir unterstützen.

Wir sind wie immer auf der Rückfahrt im Burgenland gewesen, gemütlich wie immer, reich an Erträgen des Landes wie in Ungarn, denn der Sommer weiß heiß und ließ Melonen, Kürbisse und Paprika gedeihen wie seit Jahren nicht mehr.

Vom Burgenland ging es fünf Tage nach Wien, immer wieder schön und gemütlich, den Menschenschlag mögen wir sehr. Die öffentlichen Verkehrsmittel kosten sage und schreibe alle zusammen 16,20 Euro die Woche, so günstig wie in keiner europäischen Hauptstadt in Europa, die eine U-Bahn hat! Wien ist für eine Millionenstadt sehr sauber, macht Kampagnen, die intelligent und witzig sind für die Sauberkeit der Stadt. Aber es fällt dann auf, dass wieder ein hoher Prozentsatz der Menschen, vor allem die jungen Leute, herumlaufen wie Bilderbücher. Wir finden die unmäßigen Tätowierungen, teilweise mit dümmsten Motiven, unästhetisch und abstoßend und dazu dumm, denn die Haut wird sich rächen mit den Jahren. Die aktuelle Freundin auf dem Arm — wie dumm ist das denn, wahrscheinlich wird ja Jenny doch bald durch Annika ersetzt!

Zurück nach Ungarn!

Es hat sich politisch viel getan dort. Auch der Westungarn-Reisende kann es gut merken. Orban lässt eine Besichtigung des Parlaments in Budapest aus der Nähe nicht mehr zu. Er baut sich in Buda im Burgviertel einen Protzbau, der ihn wohl wie einen König aussehen lassen soll.

Seine stinkreichen Freunde kaufen die Immobilien für ihn auf. Ein ganz besonderes Beispiel ist das Hotel Aurora in Balatonalmadi, 20 Geschosse hoch mit einem Traumblick auf den Balaton, im Sozialismus und danach eine Superadresse für die Touristen. Ich habe mehrfach dort gewohnt, zuletzt 2010.

Nun hat ein Freund, Orban nennt ihn „Nachbar“, das Hotel gekauft. Es ist aus mit den Touristen, wenigstens mit den durchschnittlichen. Jetzt ist es ein Tempel für die Haute volaute.

Die Ungarn sind politischer geworden. In die 10 Tage unseres Urlaubs fiel die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes, dass Ungarn rd. 1.300 (!) Flüchtlinge aufnehmen muss. Wir haben mit unzähligen Menschen diskutiert. Ich schätze, dass die Hälfte Nationalisten sind. Sie verteidigen die Nichtaufnahme von Flüchtlingen. Ungarn könne keine fremden Volksgruppen mehr aufnehmen.

Ungarn ist ein Gemisch von Völkern aus der Habsburger Zeit und auch aus der Zeit davor. Es gibt rd. zwei Dutzend Volksgruppen, auch eine nicht unbeträchtlich große von Deutschen oder Italienern. Die Sinti und Roma sind seit Jahrhunderten in Ungarn, ihre Zahl wurde drastisch verstärkt durch den Diktator Ceaucesu aus Rumänien, der eine Volksvertreibung stattfinden ließ. Auch Orban ist den Sinti und Roma feindlich gesonnen, was in Ungarn gegen diese Volksgruppe stattfindet, müsste an sich Europa auf dne Plan rufen. Aber …… Dazu sind nach dem Volksaufstand von 1956 viele Ungarn ins Ausland geflohen, vor Jahrhunderten noch mehr vor den Türken im Land.

Mit diesen Argumenten des Vielvölkerstaates kann man nationalistischen Ungarn nicht kommen.Sie argumentieren dann, dass sie keine Moslems wollen, weil sie nun mal grundkatholisch seien. Das stimmt nicht, denn nur noch 50 % der Ungarn stehen mittlerweile noch hinter der katholischen Kirche.

Auf einem Flohmarkt habe ich mich mit deutschsprachigen Ungarn gestritten, die doch allen Ernstes behaupteten, die katholische Kirche habe in Ungarn keinen einzigen Missbrauch auf sich geladen. Hört sich an wie seinerzeit die DDR …….

Orban will sogar die Verpartnerung für gleichgeschlechtliche Paare einführen, beileibe nicht aus Überzeugung, aber weil es eine Mehrheit im Land dafür gibt, die in diesem Punkt die katholische Kirche alt aussehen lässt. Bald sind Parlamentswahlen, Orban ist der Opportunist schlechthin, er will noch einmal die absolute Mehrheit und schaut bei allem was er tut, nicht auf Europa, sondern auf die Stimmung im Land. Die andere Hälfte der Ungarn kritisiert Orban, ist nicht mit seiner Politik und nicht mit seiner Selbstbereicherung einverstanden. Insofern – es ist nicht leicht einzuschätzen – glaube ich, dass Orban die Wahlen gewinnt, aber koalieren muss.

Fazit des Vergleichs nach fünf Jahren:

Ungarn ist und bleibt ein liebenswürdiges Land, sauber und sehr schön mit bester Küche und herrlichem Wohnen in Hotels, Ferienwohnungen, Pensionen und privat. Es ist ein Kinderparadies und man sollte wissen, dass man im Sommer beileibe nicht allein ist und dass einen stets 35 bis 40 Grad erwarten. Die schönste Reisezeit sind der Mai und der September, beide auch mit noch günstigeren Außer-Saison-Preisen. Der Winter vor allem in Westungarn, aber auch sonst im Land, ist streng und meist schneereich. Der Balaton friert zu, obwohl er noch 60 qm/km größer ist als der Bodensee. Gastronomie gibt’s spärlich in der Zeit, Zimmer schon und Ausflüge und Wintersport auf dem See sowieso.

Um Ihnen Ungarn ein wenig schmackhaft zu machen, finden Sie ein paar schöne Schnappschüsse aus dem herrlichen Land.

Beachten Sie die Speisen und das kleine Herend-Service, das Prinz William und Kate von der Manfactur Herend zur Hochzeit geschenkt bekommen haben und das bei jeder Geburt eines Kindes des Paares ergänzt wird. Das Service reicht schon für viel Besuch, aber bei der Zeugungsfreude des Paares wird wohl noch einiges dazu kommen ……

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