Gruppenreise Island

 

 

Am 14. Juni 2012 war es soweit: eine achtköpfige Gruppe hatte sich in eine Gruppe mit 16 Personen aus Österreich, den Niederlanden und Deutschland integriert und fieberte der Traumreise nach Island entgegen.
Wir landeten nach Mitternacht und erlebten mit 24 Stunden Helligkeit den ersten großen Reiz der Insel.
Am nächsten Morgen nach dem Erwachen im Hotel in Reykjavik war die Freude schon getrübt: die Hotels liegen in Mischgebieten, will heißen kleinen Wohngebieten und größeren Industriegebieten inmitten hässlicher Bebauung.
Dann aber ging es los zur Inselrundreise, die 2.100 Buskilometer beinhaltete. Wir übernachteten in Farm-Hotels, die allesamt erfreulich angenehm waren. Es gab große Zimmer, gutes, fischreiches Essen, kostenlose WLAN-Benutzung und jeweils herrliche Lagen an Fjorden, Seen oder ganz einfach in schönen menschenleeren Landschaften, oft von den allgegenwärtigen Lupinenfeldern in blau-weiß umgeben.

Unsere Träume erfüllten sich mit der Besichtigung der gigantischen Wasserfälle, besonders genannt seien hier der Godafoss, der Pettifoss und der Gullfoss. Aber auch die anderen waren stets herrlich gelegen, manchmal zu erwandern und lösten Begeisterung aus.
Die Westseite der Insel erfreut durch ihre heißen Schwefelquellen, durch den Mückensee, riesig groß und seinem Namen alle Ehre machend, durch dampfende Vulkan-Krater, die zur Auflösung mancher Turnschuhe führten, durch eine bemerkenswerte Privat-Uni und viele Lupinenfelder.

Für einen Mitteleuropäer ist auch sicher das Ödland, eher eine Wüste, faszinierend. Vom höchsten Hof Islands geht es durch mehr als 150 km Wüste ohne Baum und Haus.

Ganz toll fanden wir auch die “kleine” blaue Lagune auf der Westseite, die ihre große Schwester heftig in den Schatten stellt. Sie liegt in landschaftlich reizvoller Umgebung, nimmt einen unverschämten Eintritt von 15 Euro und ist ansonsten ein Hochgenuss.
Die allgemein bekannte Blaue Lagune von Reykjavik liegt 45 km von der Hauptstadt entfernt, also viel näher an Kevlavik, nimmt 30 (!) Euro Eintritt, was angesichts der tristen Umgebung schon arg unverfroren ist.
Sollte ich noch einmal nach Island kommen, schenke ich mir diese Einrichtung. Die andere ist entschieden besser!

Unser Reiseleiter Jon war gut, jedoch nur auskunftsfreudig, wenn man Fragen stellte. Wir waren überrascht über das relativ niedrige Durchschnittseinkommen der Insulaner, die hohen Kaufpreise für Wohneigentum, die hohen Mietpreise und die extrem hohen Lebenshaltungskosten. Der Isländer arbeitet gern und das bis 67; es beschlich uns aber der Eindruck, dass man den Lebensunterhalt mit früherem Aufhören nicht bestreiten kann.
Missbrauch gab in der Staatskirche auch — nur flog im Gegensatz zu Deutschland, wo die Missetäter geschützt, geschont und wieder eingestellt werden, der Bischof in hohem Bogen hinaus und wurde durch eine Bischöfin ersetzt.
Insgesamt erscheinen die Preise oft arg willkürlich und das nicht nur bei Alkohol, eine plausible Begründung blieb aus.

Auf unseren Fahrten fiel uns auf, dass die Insel eine Architektur hat, die man nur mit der unserer alten DDR vergleichen kann. Es gibt nicht ein schönes Haus, nicht einen schönen Bauernhof, dafür aber viel Wellblech und Rost, viel neben Häusern und Höfen abgestellte Traktoren, Landmaschinen und Autos, die vor sich hin rosten.

Da findet man wieder Trost, wenn man fast jedes der 1,2 Millionen Schafe persönlich kennenlernt, die immerhin die gut dreifache Zahl der Insulaner ausmachen!

An der Ostküste sahen wir fünf Mal namhafte Rentier-Herden, faszinierend.

Kommt man an die Südküste, gibt es traumhafte Strände, die am ehesten an Cornwall oder Irland erinnern. Der bei den Menschen beliebte Papageientaucher kommt dort öfter vor und wird von den Tierschützern liebevoll gehegt.

Und da kommen wir zum absolut negativsten Thema Islands: dem Fußtritt gegen den Tierschutz und internationale Abkommen.

Die Isländer nehmen gerne 49 Euro pro Nase, um uns Touristen die kleinen Minkwale zu zeigen. Aber dann werden sie in entsetzlichen Blutbädern gejagt und kommen auf die Speisekarten, weniger auf dem Land, aber recht viel in der Hauptstadt.

Man besitzt dort sogar die Unverschämtheit, die armen Papageientaucher, auch Puffins genannt, geräuchert auf die Speisekarten zu setzen. Man fasst es nicht!

In Reykjavik habe ich ein großes Werbeschild eines Restaurants, das für Wal- und Puffin-Speisen warb, umgestoßen. Es stand natürlich wieder schnell auf den Beinen.

Im Westen Islands wird der wilde Schwarz- oder Blaufuchs gezüchtet, weil er in Dänemark stark nachgefragt wird. Man überlege, wir schreiben 2012 und glaubten, die Pelznachfrage sei erledigt.

Leider hatte ich keine Chance, die entsprechenden Ställe zu öffnen; die Tiere kommen im Gegensatz zu beispielsweise Nerzen in der Natur gut zu Recht.

Diese Dinge trüben die Freude an Island. Es gehört bei Missachtung des Tierschutzes und entsprechender Abkommen noch lange nicht in die EU!

Gehen wir zurück zu den erfreulichen Dingen. Wenn man vom Osten der Insel zum Süden wechselt, erwartet den Reisenden das schönste Natur-Erlebnis. Ein großer See am Fuße eines riesigen Gletschers führt viele Eisberge mit sich. Man befährt mit einem Amphibien-Fahrzeug den See, die österreichische Geologin erklärt kurzweilig Gletscher und See und bietet zum Abschluss jedem ein Stückchen Eis an, das immerhin älter als 1.000 Jahre ist.

Zu einem der Gletscher im Süden kann man bis zum Rande wandern, der Geübte kann sich auch über den Giganten führen lassen. Ein Gedenkschild erinnert an zwei junge Deutsche, die in irgendeiner Gletscherspalte ihr eiskaltes Grab gefunden haben – das war 2007.

Wird auf den Reisen Schönes besichtigt, ist auch ein kleiner Supermarkt und ein Imbiss nicht weit. Diese sind recht gut, bedürfen jedoch des ständigen Preisvergleiches, weil es zwischen den einzelnen Stationen Preisabweichungen bis nahezu 70 % gibt.
Interessant und reell sind auch die Woll-Shops, die schöne isländische Wollmode für Frau, Mann und Kind anbieten.

Die Ostseite ist auch geprägt vom größten, grün überwucherten Lava-Feld der Erde, 565 qkm groß. 1763 begrub der Vulkan 20 Bauernhöfe unter sich, brachte Europa monatelang Dunkelheit und trug durch Mangel an Lebensmitteln mittelbar auch zur französischen Revolution von 1789 bei.

Allerorten sucht der Island-Erstreisende nach Geysiren, die doch jeden Werbekatalog zieren.
Erst im Süden, kurz vor der Hauptstadt, wird man fündig. Ein Geysir von vieren schläft, zwei zeigen wenig ihrer Kunst und einer ist einfach phantastisch. Man darf nahe heran, so nahe wie nirgends und wird alle paar Minuten von einer Riesenfontäne beglückt.

Nicht weit liegt von den Geysiren liegt das Tal, wo vor nahezu 1.100 Jahren das erste Parlament Europas ausgerufen wurde. Fährt man zum Besichtigungspunkt auf die Anhöhe, so sieht man auf das bescheidene, aber wunderbar gelegene Gästehaus der Regierung, das von einem Friedhof umgeben ist, der prominenten und verdienstvollen Isländern vorbehalten ist, aber nicht gerne angenommen wird.

Auf der Südseite hat natürlich auch der Eyjafjalljökell Eindruck gemacht, der 2010 dem Menschen seine Grenzen zeigte.
Am Fuße des Vulkans gibt es eine Dokumentation, wunderbar und professionell gestaltet von der Bauernfamilie, die an die Stelle zurückgekehrt ist, die schon vier Generationen das Brot gab. Die Familie hat einen Dokumentarfilm erstellt, der seinesgleichen sucht. Man sollte ihn nicht versäumen und auch ein Exemplar mit nach Hause nehmen!

In Reykjavik gibt es dann wieder die Hotels, die den Farm-Hotels nicht das Wasser reichen können. Unverschämte Abzocke bei WLAN-Gebühren, Möblierung der Speiseräume im Stile von Wartesälen und lieblose Frühstücke müssen wohl offensichtlich sein.
Die Stadtrundfahrt bringt uns nahe, dass die Hauptstadt eine miserable Architektur hat, abgesehen von der zwischen 1946 und 1986 errichteten neu-gotischen Kirche, die außen, innen und von oben traumhaft schön ist. Abgesehen von der “Perle”, einem Kuppelbau über einem Kraftwerk, die eine herrliche Aussicht, preiswerte Imbisse und den preiswertesten Andenkenladen der ganzen Insel bietet. Abgesehen vom alten Friedhof in der Nähe des Parlaments, der ein Park ist und den Reisenden finden lässt, was es auf der Insel nicht gibt: eine reiche Flora!
Passabel sind auch einige wenige Holzhäuser in den beiden kurzen Fußgängerzonen und eine Wucht ist die “Harfe”, das Konzerthaus am Hafen, das innen wie außen jedes Fotografen-Herz höher schlagen lässt. Schön ist auch das 1909 errichtete Holzhaus, in dem 1986 Gorbatschow und Reagan zum Wohle der Welt verhandelten. Aber sorry, das Haus stammt aus Norwegen und wurde von der norwegisch-stämmigen Frau des französischen Botschafters hierher gebracht!

Island ist schön, zweifelsohne, ich werde auch wiederkommen, aber die längere Zeit dazwischen nutzen, Petitionen gegen die Missstände im Tierschutz zu unterzeichnen, die das Reisevergnügen eines jeden rechtschaffenen Menschen trüben.

Die Reise war nicht die Traumreise, dennoch schön, geprägt von Natur-Superlativen, wechselhaftem Wetter (“schimpfe nicht über den Regen, in dreißig Minuten scheint die Sonne!” steht zu Recht auf Island-T-Shirts), durchweg freundlichen Menschen und herrlichen Nächten. Da sind 1.500 Fotos nicht verwunderlich!

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