Karlheinz Böhm

 
MISTER KARL; SIE WERDEN UNSTERBLICH BLEIBEN!

 

 

 

In meiner Jugend war die Welt reicher an Vorbildern; vielleicht meint man es auch nur, wenn man älter wird.
Meine Eltern haben mir beigebracht, dass Albert Schweitzer ein solches Vorbild ist. Als ich erstmals ein Bild von ihm sah, habe ich mir fortan als Kind so und nicht anders Gottvater vorgestellt.
Noch heute ist Albert Schweitzer für uns Richtschnur unseres Handelns. Seine Leitsätze über die Ehrfurcht vor dem Leben, die Ablehnung der Kriege und die Gleichberechtigung der Tiere werden Gültigkeit haben, selbst wenn man einmal den 500. Geburtstag dieses großen Menschenfreundes feiert. Kein Religionsführer auf der Welt, lebend oder verstorben, wird ihm je das Wasser auch nur entfernt reichen können.

Als Schweitzer dann 1965 90-jährig starb, gab es lange kein weltumfassendes Vorbild mehr. Mutter Teresa war schnell entlarvt als typisch katholisch, raffgierig und unbarmherzig, Helmut Schmidt ist ein Vorbild, aber nur eines, das ob seiner persönlichen Bescheidenheit, mangelnder Skandale und ob seines übergroßen Geistes alles andere der Politikerkaste weit hinter sich lässt. Alice Herz-Sommer, die kürzlich 110-jährig in London gestorben ist, war eines, weil sie als Holocaust-Opfer
das Verzeihen gelebt und gelehrt hat, ohne das Vergessen zu vernachlässigen.

Dann aber kam ein strahlendes Vorbild für die ganze Welt: Nelson Mandela, der Mann des Friedens, des Verzeihens und der Klugheit. Bis zu seinem Tode im vergangenen Dezember war er für uns der größte lebende Mensch; dieses Empfinden teilten wir mit Millionen.

Nach seinem Tode rückte für uns die Nummer 2 der weltgrößten Menschen, Karlheinz Böhm, auf den ersten Platz.

Er bestimmte schon lange unser Denken, was Wut und Zorn auf die Verhältnisse in der Welt angeht, was Helfen angeht und was vorgelebte Hilfsbereitschaft angeht.

 

 

 

Seitdem wir nicht mehr der katholischen Kirche angehören, vertrauen wir ihm und „Menschen für Menschen“ unsere gesparte Kirchensteuer überwiegend an. Anlässlich unserer Hochzeit haben wir uns Geld gewünscht und Karlheinz Böhm einen großen Teil davon zur Verfügung gestellt. Wir haben den Wunsch geäußert, dass dieses Geld zweckgebunden ist für die Kampagnen gegen die Genital-Verstümmelung von Frauen. Diesem Wunsch wurde nicht nur entsprochen, wir bekamen auch eine Rechnungslegung, die bei Hilfsorganisatitionen ohne Beispiel ist.
Das Wirken Karlheinz Böhms, die Menschen vom Unrecht der Genital-Verstümmelung zu überzeugen, ist ohne Beispiel.
Jedes Jahr bekommen wir diese; außer der Peter-Ustinov-Stiftung gibt es keine vergleichbare Rechenschaft über erhaltene Spenden.
Besonders enttäuscht waren wir von Ärzte ohne Grenzen, die ohne Zustimmung des Spenders Gelder an ähnliche Organisationen weiter leiten und sehr spärlich Rechnung legen.

Ganz übel wird es bei kirchlichen Organisationen. Misereor, Adveniat, Sternsinger, Brot für die Welt und Welthungerhilfe geben keine Spenden weiter, sondern horten und verteilen nur die Erlöse, meist Zinsen, aus den Spendenaufkommen. Ihnen vertrauen wir keinen Cent an. Die Sternsinger bekommen nur Schokolade und eine Erklärung, WARUM wir kein Geld geben. Die Jugendlichen staunen nicht schlecht, wenn sie hören, dass nur die Zinserlöse für Kinder in Not – immer im Zusammenhang mit Missionierung – ausgegeben werden.

Das alles hatte Karlheinz Böhm nicht nötig. Um die saubere Arbeit seiner Organisation und sein persönliches Beispiel wurde er beneidet; deshalb haben sehr böse Menschen ein paar Mal Kampagnen gestartet, um ihn und seine Arbeit zu diskretieren. Das ist erfreulicherweise total schief gelaufen. Wir haben uns in die Entlarvung der von Grund auf bösen Menschen stark eingemischt.

Ich hatte einmal Gelegenheit, den Nachlass eines Mannes weitergeben zu dürfen, den dieser in den 1950er Jahren in seiner Arbeit für die Friedrich-Ebert-Stiftung in Äthiopien gesammelt hat. So hat Karlheinz Böhms Archiv von „Menschen für Menschen“ Bücher und Kartenmaterial größeren Ausmaßes bekommen. Er selbst hat sich bei mir bedankt.

Karlheinz Böhm unterschied nie zwischen erster, zweiter und dritter Welt, er hielt die Politik gegenüber armen Ländern und die Politiker, die sie vertreten, für korrupt und falsch, er sah die Armut Afrikas zu Recht begründet in der Ausbeutung der Menschen durch die Kolonialmächte und -menschen, die letztendlich bis heute andauert.
Denn was sind beispielsweise die militärischen Einmischungen Frankreichs anderes als die Verfolgung eigener materieller Interessen?

 

 

 

Karlheinz Böhm hat Hilfe zur Selbsthilfe gegeben, konnte sich da, wo sich die Menschen mit Brunnen, Kleinkrediten, Land- und Viehwirtschaft und Schulen selbst helfen konnten, zurück ziehen. Dann zog er weiter.
Er war Ehrenbürger Äthiopiens, nahm sein Bundesverdienstkreuz, versteigerte es und finanzierte damit ein Projekt für SEINE Äthiopier!
Er ließ sein wohl geordnetes Leben hinter sich und lebte für seine Aufgabe. Leider ist er nicht, wie er es sich in einem Interview einmal wünschte, in Äthipoien gestorben und dort unter einem schönen Baum begraben worden. Aber sein Ehrengrab in Salzburg wird auch seine Wirkung haben. Sein Werk wird nicht vergessen werden und wer spendet, tut es in seinem Sinne.

Die Menschen dort in Afrika nannten ihn „Mister Karl“; sie errichteten ihm zu Lebzeiten ein Denkmal. Seine Frau Almaz und seine Familie, die neue und die vorherige, begleiten stets sein Werk und werden es sicher weiter tun. Schade, dass Karlheinz Böhm nie den Friedensnobelpreis bekommen hat!

Karlheinz Böhm hat gezeigt, dass es nicht eines einzigen religiösen Wortes bedarf, um zu helfen. Deshalb war er so glaubwürdig. Er unterschied die Menschen nicht in arm und reich, nicht in weiß und farbig, nicht nach Religionen und liebte die Tiere als Mitkreaturen, denen überwiegend Ungerechtigkeit vom Menschen widerfährt.
Kommt mit dieser vorgelebten Lehre irgendein Papst nur ansatzweise mit? Wir sagen eindeutig: nein!

Albert Schweitzer, Nelson Mandela und Karlheinz Böhm haben nicht nur einen Platz in unseren Herzen, sie sorgen auch dafür, dass wir uns einer verantwortungsvollen Ethik ohne Religion verschreiben. Danke, Ihr wunderbaren Menschen, dass es Euch gab und immer geben wird!

 
 

Unser Besuch am Grab

Am 26.12.2014 haben wir, also mein Mann, unsere liebe Freundin Marlene und ich das Grab von Karlheinz Böhm auf dem Salzburger Kommunalfriedhof besucht.
Karlheinz Böhm ist dort mit Urne neben dem Komponisten Nico Dostal bestattet.
Das Grab wird im Frühjahr gestaltet werden.
Wir haben jeder eine Rose niedergelegt und ihm gedankt für sein humanistisches Lebenswerk und ihm versprochen, in seinem, unser aller Vorbild, Sinne weiter zu leben.

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