Das wichtigste unserer vier lebenden Vorbilder wird 90 Jahre alt: Barbara Rütting

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Vorbilder waren in den Kindheiten der meisten Biografien reichlich vorhanden. Vor allem impfte man uns Heilige und Selige als solche ein. Erst als Erwachsene begriffen wir, dass die meisten Biografien dieser Menschen gar nicht stimmen, teils überhaupt nicht zum Vorbild taugen.

Der Papst war ein „Vorbild“, Bundeskanzler Adenauer auf alle Fälle, die Bischöfe, die Priester, die Politiker, unsere Lehrer, unsere Eltern, unsere Großeltern. Das alles galt für die Zeit, in der wir noch nicht hinterfragten.

Dann kamen die meisten von uns peu á peu darauf, dass viele Vorbilder nicht stimmen, ja sogar oft konstruiert sind. Und nun leben wir in einer Zeit, in der sie absolute Mangelware sind. Die Gier, die Unmoral, die Menschen- und Tierverachtung hat uns im Griff und selbst die meisten zum Vorbild tauglichen Menschen haben Macken. In meinen Augen muss das so sein, denn hoch über allen schweben —- das ist überhaupt nicht gut.

Manchmal taugen Vorbilder ein Leben lang für uns, manchmal über deren Tod hinaus, manchmal nur für eine Lebensphase. Wir verändern uns, das Vorbild verändert sich, beider Bedürfnisse haben sich mit der Zeit gewandelt. Nicht mehr Vorbild für mich zu sein, bedeutet längst nicht immer eine Enttäuschung. Wenn ich genügend nachgeeifert habe, bin ich meinem Vorbild sehr ähnlich geworden.

Ich habe das große Glück, dass mein Mann mit mir Vorbilder und solche, die es werden könnten, sehr gut beobachtet und abwägt.Bestimmte Kriterien müssen schon erfüllt sein: eine gute politische Haltung, keine politischen Extreme, Tierliebe, religionskritisch zu sein und Mut zum Bekenntnis all‘ dessen zu haben.

In den letzten Jahren war uns Helmut Schmidt als Visionär, als standfester Mensch und Politiker, als Mensch der Klarheit und Wahrheit ein liebes Vorbild, dessen Tod wir betrauert haben und an den wir heute noch denken, wenn in Talkshows die Dummköpfe unter den Politikern schwadronieren. Wir mussten an ihn denken, als dieses Jahr zwei Anti-Vorbilder gestorben sind, beide Lügner und Betrüger und beide überheblich und im Charakter arg bedenklich: Joachim Kardinal Meisner und Helmut Kohl.

Unsere vier lebenden Vorbilder haben eines gemeinsam: Sie sind hochbetagt, haben immer Mut gezeigt und waren immer der Wahrheit verpflichtet und hatten auch den starken Rücken, ihre Meinungen zu ändern.

Anlass, diese Abhandlung zu schreiben, ist die Vollendung des 90. Lebensjahres durch Barbara Rütting am 21. November 2017. Die meisten Menschen, die dies lesen, werden sie kennen. Die älteren kennen sie als bedeutende Schauspielerin mit einer charismatischen Ausstrahlung.

Seit 1952 hat sie uns 45 Filme geschenkt, meist sehr anspruchsvoll, oft an der Seite anderer großer Künstler wie zum Beispiel Gert Fröbe. Die letzte Brücke“, ein anspruchsvoller Antikriegsfilm, wird immer mit ihrem Namen verbunden bleiben.

Ich erinnere, dass ich als Kind stets die Edgar-Wallace-Filme mit Barbara Rütting sehen durfte, später verpasste ich keinen „Alten“ oder „Derrick“ in dem sie mitspielte. Barbara Rütting spielte auch mit Größen wie Oskar Werner oder Maximilian Schell. Auf vielen Theaterbühnen war sie zu Hause, große Österreicher wie Helmut Lohner oder Dietmar Schönherr waren dort manchmal ihre Partner.

 

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Das ist jedoch nur eine Seite der vielfältigen Barbara Rütting, die ich gerne für mich privat das „Gewissen der Nation“ nenne.

Sie hat sich politisch engagiert und tut es noch. Sie war nahezu Gründungsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen und gehörte für sie von 2003- dem Bayerischen Landtag an und sagte dort im Parlament, was zu sagen war. Sie wurde wieder ins Parlament gewählt, verließ jedoch Parlament und Grüne, als diese mit Entscheidungen im Balkan-Krieg den Pazifismus verließen und dem Tier- und Artenschutz nicht mehr genug Aufmerksamkeit widmeten. Barbara Rütting blieb sich, ihren Ansichten und ihren Forderungen immer treu. Politisch ist sie und politisch wird sie bleiben bis zum letzten Atemzug, nehme ich an.

Ende 2016 trat sie in die neugegründete V-Partei (Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer) ein. Sie kandidierte auf Listenplatz 2 der bayerischen Landesliste für die Bundestagswahl 2017 — so liest man auf Wikipedia. Mehr als 1.600 Mitglieder hat die Partei bereits und konnte auch einen Achtungserfolg erzielen. Von wegen, zu wenig Frauen in den Parteien, man gehe mal auf die Info-Seiten der Partei! Von wegen, man hatte keine Alternative zu den etablierten Parteien und m u s s t e die AfD wählen: warum denn nicht die V-Partei, die nicht rechts und schon gar nicht radikal ist??

 

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Barbara Rütting hat viele Hilfsaktionen in ihrem langen Leben in die Welt gebracht, in Bulgarien, in Russland, im deutschen Fernsehen, in unzähligen Interviews. Sie hat Bücher geschrieben, die allesamt erfolgreich waren, Köche und Köchinnen sogar Meisterköche ausgebildet in Zubereitung von vegetarischem oder veganem Essen. Sie hat so viele Tiere in ihrem Leben gerettet, hat selbst Tieren ein langes und gutes Zuhause gegeben.
Ganz wichtig ist sie für uns im Tierschutz. Sie nahm schon an Demos gegen die Jagd des Menschen auf das Tier teil (um 2000), als das noch als politisch völlig unkorrekt beurteilt wurde.
Sie kämpft gegen die Jagd, gegen die Pelztierhaltung, gegen die Massentierhaltung, gegen Antibiotika in der Tiermast, gegen Gifte auf den Feldern, für die Bienen und die Insekten, erhebt ihre Stimme stets gefragt und ungefragt, wenn es um Menschen- und Tierrechte geht.
Manche feinden sie an, wenn sie wieder einmal klar und deutlich war. Wir sagen: jede Verlautbarung unserer Barbara Rütting ist wichtiger und wertvoller als die der meisten Politiker und erst der Konzerne, nennen wir als drastische Beispiele die verlogenen Konzerne Monsanto und Bayer.
Barbara Rütting erhebt ihre Stimme gegen die Rodung der Wälder weltweit, selbst derer, die die UN schützt, nur damit die gierigen Länder genügend Palmöl bekommen.

                              
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Oft wird sie in die Ecke von Sektierern gestellt, man tut ihr Unrecht seit vielen Jahren, nicht viele, aber die es tun, machen es akribisch und sehr böse. Wenn sie mit Gemeinschaften, die leidfreies Leben der Tiere propagieren, ein Land des Friedens schaffen und friedfertigen Landbau betreiben, dann wird sie als „esoterisch angehaucht und Sektenfreundin“ diffamiert.

Barbara Rütting ist keiner Religion verpflichtet und das ist gut so. Denn die Religionen in der Welt haben das Tierleid seit Jahrhunderten auf ihrer Minusseite und lehren noch heute oft, dass das Tier dem Menschen zu dienen hat. Nehmen wir als Beispiel die verlogenen katholischen Hubertusmessen, diese unsäglichen Events der Lüge und Verdrehung, mit der wir Anfang November in der ganzen Nation belästigt werden.

Nein, Barbara Rütting steht für eine anspruchsvolle Ethik gegenüber Mensch, Tier und Natur, wie wir es auch tun. Sie benennt was Unrecht ist. Wir eifern ihr nach und halten sie für eine ganz Große. In der immer mehr um sich greifenden Dummheit, Gier und Menschenverachtung, Tierverachtung und Verlogenheit ist sie ein Fels in der Brandung.

Möge sie dies in der ihr eigenen körperlichen und geistigen Frische noch lange bleiben! Wir erheben an ihrem Geburtstag ein Glas auf sie und sind dankbar, dass es diese Frau gibt!

 

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Unsere anderen drei Vorbilder beschreibe ich in loser Folge in den nächsten Wochen.

 

 

Am 02. April 2020 erreicht uns die Nachricht, dass unsere liebe Barbara am 28. März 2020 im Kreise lieber Menschen in einer Spessartklinik gegangen ist. Das Alter eines Menschen spielt keine Rolle, wenn man ihn gern hat.

Wir mochten Barbara nicht nur, sondern haben auch mit ihr korrespondiert. Einen langen Brief von ihr werden wir als Kostbarkeit aufbewahren.

Zuletzt hatten wir Kontakt zu ihrem 92. Geburtstag letzten November.

Sie hat große Spuren hinterlassen auf vielen Gebieten, die hier schon geschildert sind.

In Zeiten der Corona-Hysterie wird sie relativ wenig gewürdigt, aber im Abstand wird man sehen, dass sie Geschichte geschrieben hat. Sie war eine der ersten und besten Wegbereiterinnen des Vegetarismus. Sie liebte die Tiere und konnte ihre Freude an ihnen wunderbar herüber bringen. Sie war politisch freundlich aber bestimmt. Das Wischi-Waschi zum Ziele des eigenen Profits war ihr fremd.
Sie vertrat ihre Ansichten zur Zukunft der Welt ganz frontal, wenn sie auch dabei lächelte.

 

Eine ganz Große ist gegangen. Ohne sie ist die Welt entschieden ärmer geworden.

 

In ferner Zeit wird man sie vergleichen mit Trump, der der Schöpfung so viel angetan hat. Dann wird sie leuchten und er eine Null im Meer der Nichtsnutze sein.

Wir sagen ganz offen: viele Menschen hätten wir an Stelle von Barbara gern gemisst. Sie wird unser Denken und Handeln für den Rest unseres Lebens mit bestimmen.

 

 

 

 

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